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Der Löwendompteur vom Mount Veeder

Winemaker Dave Guffy weiss meisterhaft mit Weintrauben umzugehen. Wie ein Raubtierdresseur bändigt er die kräftigen Tannine der Rebsorten Malbec und Cabernet Sauvignon – der Name Lion Tamer, den das Weingut Hess für diesen intensiven Blend gewählt hat, ist also alles andere als Zufall. Manege frei für einen Napa-Wein mit perfekter Balance von vielschichtigen Fruchtnoten, zarten Röstaromen und wunderbar geschmeidigen Taninnen.

von Anselm Link am 09.07.2023

Der Löwendompteur vom Mount Veeder
Eine wichtige Konstante bei der Hess Winery: Winzer und Kellermeister Dave Guffy

Das Anbaugebiet

Das legendäre Napa Valley in Kalifornien ist mit seinen Böden aus Vulkan- und Sedimentgestein sowie dem Napa River, der als natürliche Wasserquelle dient, geradezu prädestiniert für die Produktion charismatischer Rotweine. Das besondere Klima der Region, die gleichermassen von vielen Sonnenstunden wie auch von kühlenden Pazifik-Winden profitiert, bringt Weine hervor, die mit ungeheurer Dichte, faszinierender Kraft und exzellenter Struktur begeistern. 

Das Weingut

Als Donald Hess im Jahr 1978 erstmals nach Kalifornien kam, faszinierte ihn die beeindruckende Landschaft im Napa-Valley von Beginn an so sehr, dass wohl schon damals klar war: hier würde er einmal Wein produzieren. Obwohl damals fast nur Weinberge in der Ebene bewirtschaftet wurden, glaubte Donald Hess fest daran, dass die besonderen Gegebenheiten am Mount Veeder mit steilen Hanglagen, vulkanischen Böden und kühlem Mikroklima sich perfekt eignen würden, um elegante Weine mit reicher Struktur und komplexen Aromen hervorzubringen – und die Qualität seiner Weine gab Donald Hess schnell recht. 

Der Löwendompteur vom Mount Veeder
Donald Hess (✝) & Tim Persson

Inzwischen hat die junge Generation das Ruder übernommen: Seit einigen Jahren leiten Tochter Sabrina und ihr Ehemann Tim Persson mit leidenschaftlicher Hingabe die Geschicke des renommierten Napa-Weinguts und bemühen sich um die stetige stilistische Weiterentwicklung der Weine ebenso wie um die Modernisierung aller Arbeitsprozesse. Gleichzeitig halten die beiden aber auch an vielen seit Jahrzehnten bewährten Traditionen fest – ganz im Sinne des visionären Gründer Donald Hess, der Anfang 2023 verstarb. 

Dabei wurden Sabrina und Tim in den ersten Jahren gleich von der Natur auf die Probe gestellt – nicht nur Brände und Schlammlawinen bedrohten ihr Weingut, ein Erdbeben im Jahr 2014 zerstörte ihren Keller und zerquetschte damals die Tanks. Doch diese Rückschläge festigten nur ihren Wunsch, auch zukünftig einige der besten Weine des Anbaugebietes zu produzieren. Deshalb renovierten ​Sabrina und Tim nicht einfach nur den Keller, sondern investierten in die fortschrittlichste Ausstattung, die heute verfügbar ist, und entwickelten gleichzeitig ein aufwändiges Konzept zur ökologisch nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Weinberge.

Der Löwendompteur vom Mount Veeder
Ein zerdrückter Tank im Weinkeller dient als Mahnmal des Erdbebens im Jahr 2014.

Der Wein

Stellvertretend für die Kontinuität bei der Hess Collection Winery steht Dave Guffy, der bereits seit 1999 als Chef der Keller-Crew verantwortlich für Ernte und Vinifikation ist. Während der Lesezeit probiert er unablässig Trauben im Weinberg, um die richtige Reife der Aromen und der Tannine abzuwarten. Nur so ist es möglich, das Potenzial jeder einzelnen Parzelle und jeder Rebsorte voll auszuschöpfen. Das ist ihm mit seinem Lion Tamer perfekt gelungen und beweist zudem einmal mehr, was für ein geniales Händchen für spannende Blends Dave Guffy hat: Fruchtige Rebsorten wie Zinfandel und Petite Sirah kombiniert er mit strukturgebenden Varietäten wie Cabernet Sauvignon und Malbec, ergänzt durch würzige und farbtiefe Sorten wie Petit Verdot. 

Nach 17 Monaten Ausbau in französischen Barriquen, die jedes Jahr zu 40 Prozent erneuert werden, präsentiert sich der Lion Tamer im Glas herrlich dicht und dunkel, in leuchtendem, fast undurchsichtigem Purpurrot. Das offene Bouquet duftet intensiv fruchtig nach frischgepflückten Heidelbeeren, dunklen Kirschen, Zwetschgenröster und einer Spur Zimt. Im zweiten Ansatz zeigt sich nun auch die optimal eingebundene Würze vom Ausbau in den kleinen Eichenfässern – exotische Hölzer, Brasiltabak und Schokopastillen komplettieren das attraktive Nasenbild. Am druckvollen Gaumen zeigt sich dieser angenehm wuchtige Napa-Blend mit crèmiger Textur, feinstem kakaoartigem Tannin, muskulösem Körper, tiefgründiger Terroirwürze und guter Säure. Im gebündelten Finale bleibt ein nicht enden wollendes Crescendo von blauen Beeren, Lakritze und Cassis, das noch lange an den letzten Schluck erinnert.

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